4. Heinrichsturm
Er ist der niedrigste Turm der Stadtbefestigung und war bis Ende des 20. Jahrhunderts bewohnt.
Unterhalb des Kellergeschosses befindet sich ein fensterloses Lochgefängnis, das nur durch eine Luke von oben zugänglich war. Es diente als sogenannte Fronfeste, hier vorzugsweise zur Verwahrung für zum Tode Verurteilte und für zu brandmarkende Verbrecher.
Ein in den Jahren 1798 – 1806 projektierter Umbau des Heinrichsturms zu einem „Modernen Polizeigefängnis“ scheiterte an den zu hohen Kosten (8.164 fl, 15 ¼ Kreuzer).
Exkurs zur Mittelalterlichen Gerichtsbarkeit
Ziel der Strafen früherer Zeiten war die Vergeltung für die Missetat, nicht eine Besserung des Täters herbeizuführen.
Ab dem 13. Jahrhundert war dann auch die Abschreckung wichtig.
Man sollte dem Verbrecher, solange er lebte, die Strafe ansehen; daher die Verstümmelungsstrafen (Brandmarken, Finger oder Hand abtrennen, etc.)
Delikte und ihre Strafen
Mord
Früher war nach germanischem Stammesrecht die Sühne durch „Wergeld“ (Sühnegeld) üblich. Ab dem 12. Jahrhundert setzte sich die „Peinliche Bestrafung“ (Todesstrafe) durch.
Mörder wurden durch Rädern und Mörderinnen durch lebendiges Begraben hingerichtet. Oft wurde aus Gnade die Enthauptung mit dem Schwert zuvor vollzogen, ab dem 18. Jahrhundert nur noch durch das Schwert.
Totschlag
Strafe durch Enthauptung, vereinzelt Galgen oder Strafgeld an die Stadt mit anschließender Verbannung.
Brandstiftung
Nach dem Sachsenspiegel wurde die einfache Brandstiftung durch Enthauptung, der absichtliche Mordbrand mit Rädern bestraft.
Diebstahl
Kleiner Diebstahl durch Geldbuße, die dem mehrfachen Wert der gestohlenen Sache entsprach. Später kam die Bestrafung „An Haut und Haaren“: Prügel, Brandmarken, Ohrabschneiden etc.
Hexerei
Im Frühmittelalter lediglich Buße und kirchliche Strafen.
15. – 18. Jahrhundert Hexenverfolgung (Inquisition) grundsätzlich mit Folter und fast immer mit Tod durch Verbrennen. Es genügten die reine Denunziation oder ungewöhnliche körperliche Merkmale wie rote Haare oder ein Buckel.
Die letzte Hexenverbrennung fand in Würzburg 1749 statt.