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9. Würzburger Torturm

Erste Bauphase:

Der Turm wurde vermutlich in der Zeit der Stadtgründung im 14. Jahrhundert im Rahmen des Stadtmauerbaues 1333 – 1347 errichtet.

Dieser Turm mit einem Pyramidendach war ursprünglich viel niedriger. Der stadtseitig noch erkennbare gotische Bogen war sicherlich nicht die ursprüngliche Durchfahrtshöhe, sondern es handelt sich hierbei um ein statisches Element zur Verstärkung des damaligen Schalenturmes.

Ein Schalenturm ist ein steinerner Wehrturm in einer äußeren Mauer, der auf der Stadtinnenseite offen oder dort in einer leichten Bauweise ausgeführt ist.

Seitliche Aufgänge führten zum umlaufenden Wehrgang.

Die Stadterhebung erfolgte 1349 durch Kaiser Karl IV. (reg. 1346 – 1378) unter der Ägide von Ludwig von Hohenlohe (reg. 1330 - 1356).

Zweite Bauphase:

Im Jahre 1583 erfolgte der Bau der Barbakane als vorgelagertes Verteidigungswerk.

Die in klassischer Baumanier runde Bauform diente als Kanonenstation ohne Vorzugsrichtung für das Richten der dort frei aufgestellten Kanonen.

Die Uffenheimer Barbakane steht mit der Ringmauer nicht bzw. nur teilweise in Verbindung, wie die Ausrichtung der Achsen von Turm und Barbarkane aufzeigt. Sie stellt eine Reaktion auf die Entwicklung der Feuerwaffen dar, indem man dem Tor einen gut zu verteidigenden Wehrbau vorschaltete.

In den Jahren 1584/85 wurden zwei Fachwerkgeschosse auf dem Turm aufgesetzt. Darüber hinaus wurde ein weiterer Geschossboden über der Tordurchfahrt mit Rundbogen eingefügt. Der Abschluss erfolgte wiederum mit einem Pyramidendach.

Dritte Bauphase:

1696 erhält der Turm seine endgültige Form, so wie wir sie seit Generationen kennen. Dies ist sowohl dendrochronologisch als auch durch eine Urkunde gesichert.

Es wird ein weiteres Fachwerkgeschoss  auf die beiden bereits vorhandenen Fachwerkgeschosse aufgesetzt und die Turmspitze erhält ihre heutige Form, auf einem basalen Zeltdachanteil die charakteristische Zwiebel und die aufgesetzte Laterne. Es wird eine neue Wohnung für den Türmer eingerichtet.

Die Turmhöhe beträgt seither 34,95 m bis zur Kugel.

Die ursprünglich an der Außenmauer stadteinwärts angebrachte Feuernotleiter wurde  in den 1970er Jahren entfernt

Der heute vorhandene Zugang von der Würzburger Straße zwischen dem Haus Gebhardt und der heutigen Eisdiele zum Westportal der Stadtkirche Sankt Johannis war einst zugebaut.

Hier stand zur Straße hin eine Scheune und zur Kirche gewandt die 1741 abgebrochene alte Lateinschule.

Durch das gotische Türchen unterhalb des Treppenaufgangs im Würzburger Tor gelangten die Bewohner der Würzburger Straße auf direktem Weg zur Kirche.

An der Stadtinnenseite des Torturmes findet sich das Stadtwappen, das in dieser Form seit 1546 existiert. Die optisch linke Seite zeigt die Zollernvierung,  das Stammwappen des Hauses Hohenzollern. Seit dem 13. Jahrhundert wurde der weiß – schwarz quadrierte Schild als Stammwappen der Familie und auch als Amtswappen für die Burggrafen von Nürnberg verstanden.

Die optisch rechte Seite zeigt in schwarz einen goldenen Löwen aufsteigend mit aufrechtem Schwanz, rot-bewehrt und rot bezungt. Der hier gezeigte Löwe stammt vermutlich aus dem Wappen derer von Raabs (fränkischer Hochadel) mit Stammschloss in Raabs an der Thaya (nördliches Waldviertel in Niederösterreich). Sophia von Raabs, einzige und Erbtochter des Nürnberger Burggrafen Konrad II. von Raabs heiratete um 1190 Friedrich III. von Zollern. Somit gelangten die Zollern von ihrer Stammburg in Schwaben auf die Nürnberger Burg und damit nach Franken.

Die Glocke in der Laterne des Turmes:

Die vormals auf dem Turm befindliche „Feuerglocke“ wurde nach dem 2. Weltkrieg abgenommen und ersetzt seither die in diesem Krieg zerstörte Glocke in der Laterne des Rathauses. Über der Glocke war ein Hammer angebracht, den man von der Wohnung des Türmers durch ein Seil aufziehen und dann auf die Glocke herabfallen lassen konnte. Dies ergab einen fortgesetzt eintönigen Schlag, der aber bei den Uffenheimer Einwohnern sehr gefürchtet war; denn er kündete einen ausgebrochenen Brand und mahnte zur schleunigen Hilfeleistung. Diesen Dienst versah sie bis 1929. Seither wird die Alarmierung mittels der Sirene auf dem Rathaus vorgenommen.

Beschreibung der Feuerglocke:

Die Glocke hat einen Durchmesser von 62 cm, eine Höhe von 42,5 cm und ist auf den Grundton f abgestimmt. Der Kronenbügel zeigt an den Außenseiten jeweils einen Wulst zwischen Stegen. Auf der Haube befinden sich drei Stege, auf dem Übergang zur Schulter je zwei Engelsköpfchen und Rosetten. Die Schulter ziert ein Friesband aus Akanthusvoluten, getrennt durch Palmetten. Die Inschrift zwischen schmalen leeren Bändern lautet: „GOSSEN MICH NICOLAUS UND CLAUDI ARNOLDT IN DINKELSBIHL ANNO 1744“. Unter der Inschrift erkennt man eine Strichpunktreihe und ein Fries aus hängenden Kreuzblumen, Lilien und Knospen, verbunden durch Bögen und Ranken. Die Flanke zeigt in den vier Achsen Engelsköpfchen bzw. Rosette über hängendem Salbeiblatt. Über dem Schlagring aus drei Stegen sind vier stehende Akanthuspalmetten in den Nebenachsen angebracht. Der Schlag besteht aus einem leere Band zwischen Stegen.

Türmer und Stadtmusikus:

Die vormalige Stelle des Türmers mit ausschließlicher Wachfunktion wurde nach der Einrichtung der Türmerwohnung im Jahre 1696 mit dem sogenannten „Stadtmusikus“ besetzt.

Seine Aufgaben waren:

  • Neben dem allgemeinen Wachdienst während der Nacht mit der Turmglocke durch einen Seilzug die vollen Stunden zu schlagen.
  • Bei einem Brand innerhalb der Stadt war die Glocke fortgesetzt zu schlagen. Nachdem im Jahre 1929 die Sirene auf dem Rathaus angebracht wurde, entfiel diese Aufgabe.
  • Bei einem erkannten auswärtigen Brand musste er mit dem großen Wächterhorn fortgesetzt nach allen vier Seiten blasen, um zur allgemeinen Hilfeleistung aufzurufen.
  • Schließlich musste er noch eine Anzahl von Musikern ausbilden, mit denen er am Sonntag nach dem Gottesdienst ein Kirchenlied vom Turmfenster herab blies. Auch bei sonstigen Anlässen musste der Türmer mit seinen Musikern den musikalischen Teil übernehmen.

Seine Entlohnung bestand aus:

  • Freier Wohnung
  • Besoldung in Geld und Holz
  • Dem Recht, zum Jahresanfang in den umliegenden Orten „Das Neue Jahranzublasen“ –  d.h. er ging mit seinen Musikanten von einem Ort zum anderen, spielte dort auf bestimmten Plätzen einige Musikstücke, oft auch in Wohnstuben und durfte nun in jedem Hause eine Gabe beanspruchen:
     
  • Brot, geräuchertes Fleisch, Würste, Eier, Mehl, Butter, Schmalz,
  • Flachsreisten (=eine Handvoll gehechelten Flachses als Grundlage für die Herstellung von Leinen - Die weitere Verarbeitung erfolgte durch Spinnen und Weben). Weitere Gaben waren Wolle und andere Gebrauchsgegenstände. Auch Geld wurde reichlich gespendet. Nur selten wurden sie abgewiesen, wussten doch alle, dass er im Laufe des Jahres treulich über sie wachte.

Die Stelleninhaber waren meist tüchtige Musiker. Die Stelle war ob ihrer sicheren und guten Einnahmen sehr begehrt.

Leonhard Schwegler war bis 1907 der letzte Türmer der gleichzeitig auch die Stelle des Stadtmusikus innehatte.

Der letzte Stadtmusikus Oskar Escher war ein ausgezeichneter Violinkünstler und wirkte bis ca. 1930 in Uffenheim. Er unternahm von hier aus Konzertreisen nach Amerika. Nach seinem Umzug nach Gunzenhausen bekleidete er ab 1934 die Stelle eines staatlichen Musiklehrers am Realgymnasium Ansbach.

Der letzte Türmer war August Heinlein, der von 1907 bis 1953 bei traumhaftem Panoramablick hoch über der Stadt seinen Dienst versah.

Die Türmerwohnung wurde 1996 durch seine Enkelin Helene Braun wieder annähernd originalgetreu eingerichtet.

Leserbrief im Uffenheimer Wochenblatt vom 27. April 1910:

Nachdem der Straßenteil Hotel Post – Würzburger Tor in absehbarer Zeit doch nicht gepflastert wird, möge man ja nicht versäumen, in den auswärtigen Zeitungen die Pfingst-Ausflügler rechtzeitig auf diese Sehenswürdigkeit Uffenheims aufmerksam zu machen. Oder soll wohl erst das Zusammentreffen des Halley´schen Kometen mit der Mutter Erde am 18. Mai (1910) abgewartet werden, um dem Stadtsäckel eventuell diese Ausgabe zu ersparen?“

Gebäude Würzburger Str. 5 – ehemaliges Gasthaus „Zum goldenen Lamm“

 Zur Zeit des Bauernkrieges im Jahre 1525 befand sich das damalige Gebäude im Besitz von Wolf Dollinger.

Dieser gehörte zu den elf Uffenheimer Bürgern die, wegen ihrer Teilnahme am Aufstand der Bauern, arretiert wurden. Sein Plan, das Uffenheimer Schloss niederzubrennen, war glücklicherweise gescheitert. Er kam mit der vom Markgrafen Kasimir verhängten Geldstrafe in Höhe von 300 Gulden vergleichsweise glimpflich davon.

Seit dem Jahre 1603 war das Areal, das entlang der Stadtmauer bis zum Heisenstein reicht, dann im Besitz diverser Bierbrauerfamilien. Unter anderen waren dies bis zum Ende des 17. Jahrhunderts die Brauerfamilien Heubner und Stellwag die gleichzeitig die Inhaber des Brauereigasthofes „Schwarzer Adler“ waren.

Das unmittelbar an den Torturm und die Stadtmauer angebaute Gebäude wurde im Jahre 1732 als Haus mit Braustatt beschrieben. Dieses Vorgängergebäude wurde unter dem Besitz von Christian Valentin Schäfer im Jahre 1792 durch einen Neubau ersetzt.

Im Jahre 1858 wurde das Anwesen vom Brauer Heinrich Geuder erworben. Er betrieb neben der Brauerei eine Bierstube und errichtete 1868 auf dem Gelände an der Stadtmauer einen Sommerkeller mit Kegelbahn. Die weitläufigen Kellergewölbe erstreckten sich vom Torturm bis zum Heisenstein und sind heute noch teilweise vorhanden. Im Türsturz zu den Gewölbekellern ist heute noch der Name „Heinrich Geuder 1860“ zu lesen. Das ehemalige Brauhaus steht auf der Westseite des Geländes. Die Brauerei wurde drei Jahre nach dem Tode von Heinrich Geuder im Jahre 1908 stillgelegt. 1910 wurde das gesamte Anwesen an die Brauerei Adler in Rothenburg verkauft und die Gastwirtschaft von einem Pächter namens Johann Horn weitergeführt bis sie 1914 endgültig geschlossen wurde.

Der Bruder von Heinrich Geuder „Tor-Geuder“, Johann Georg Friedrich Geuder war der Besitzer des Gasthauses „Zur golden Waage“ und siedelte seinen Betrieb Ende des 19. Jahrhunderts in die neue Brauerei an der Ringstraße aus.

Nach längerem Leerstand erwarb der Schmiedemeister Wilhelm Martin Wolf am 06.06.1918 das Anwesen an der Würzburger Straße. Neben den traditionellen Arbeiten eines Huf- und Wagenschmiedes mit 3 Essen (Feuerstellen), Hammerwerk, Exzenterpresse usw. und dem Brunnen- und Wasserleitungsbau widmete er sich verstärkt der Entwicklung und dem Bau von landwirtschaftlichen Geräten (z.B. Rübenbröckler, Kartoffelquetschen, Obstpressen, Futterkarren, Großschargeräte usw.), auf die er jeweils Patentrechte angemeldet hatte. Daneben betrieb er auch den Handel mit anderen landwirtschaftlichen Maschinen.

Nach dem 2. Weltkrieg verrichte Herr Wolf auch im großen Umfang Bauschlosserarbeiten. 1949 wurde er beim Beschlagen eines Pferdes am Knie verletzt und musste seinen Betrieb im Jahre 1951 aufgeben.

Das am Torturm angrenzende Gebäude wurde im April 1945 durch Kriegseinwirkung schwer beschädigt. Das spätbarocke Türportal von 1792 mit verkröpftem Gesims, einer vasenbekrönten Supraporte und dem Wappenrelief eines Schäfers blieb glücklicherweise erhalten und behielt seinen Platz im  Gebäude. Es weist noch heute auf den damaligen Besitzer, den Brauer und Büttner „Christian Valentin Schäfer“, hin. Das im Wappenrelief dargestellte Lamm war wohl auch der Namensgeber für die ehemalige Gaststätte „Zum goldenen Lamm“.

Im Jahre 2006 übernahm die Stadt Uffenheim das Anwesen und renovierte sowohl die Wohnungen als auch und die Außenfassade. Der rückwärtige mehrgeschossige Anbau wurde bis auf das Erdgeschoss, das ehemals die Schmiede beherbergte, abgetragen. In deren Räumen wurde ein Laden eingerichtet, der heute ein Fotoatelier beherbergt. Die durch die Abbruchmaßnahmen freigestellt Stadtmauer wurde saniert.

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